Die Dinge sind nicht so, wie sie zu sein scheinen.
Einerseits wissen wir sehr viel darüber, wie Dinge sind.
Andererseits ignorieren wir das meiste davon und denken und fühlen wie vor 40 000 Jahren, als die frühen Menschen Bilder in Höhlen malten.
Warum ist das so?
Es steckt das Denken und das Verhalten unserer vielen Vorfahren in uns und bestimmt unser Verhalten, unsere Vorstellungen und unser Fühlen. Dessen sind wir uns nicht bewusst. Wir leiden an Selbstüberschätzung, Eitelkeit, Dummheit und Behinderungen. Die Evolution hat über Jahrmillionen unser Verhalten bestimmt. Um Selbstbestimmt zu werden, müssen wir uns dessen bewusstwerden. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir das schaffen, wird es sehr schwer werden über die archaischen Verhaltensmuster hinauszuwachsen. Unser Steinzeithirn, das uns bis hierhergebracht hat, ist offensichtlich kaum in der Lage, die Zukunft zu meistern.
Trotz allem, es gibt eine Chance und es liegt an uns sie zu ergreifen. Dazu meine Allegorien.
Lemminge, 1987
Eine Zusammenfassung der Dinge, wie sie mir damals erschienen und auch heute noch sind. Der Mensch, angetrieben von der Evolution, in der von ihm gestalteten Umwelt. Es fehlt der Hinweis auf Globalisierung und Computerisierung, da dies damals noch in den Anfängen steckte. Das Prinzip ist jedoch klar und die Marionette in der Hand des Wolfsmenschen – das sind wir.
Die Apfelwüste, 1988
Es geht um menschliche Erkenntnisse, vor allem wissenschaftlicher Natur. Die Tatsache, dass wir auf einer Kugel, einem Planeten im All, der um die Sonne kreist, leben. Dass Materie aus Molekülen, Atomen, Atomkernen und Elektronen, Quarks und Quanten besteht. Dass es viele verschiedene Realitäten gibt. Dass das Universum unendlich ist und sich zunehmend vergrößert. Und vieles mehr.
All diese Erkenntnisse sind für uns nicht präsent. Wir nehmen sie nicht wahr. In unserer Vorstellung kommt das alles nicht vor. Unsere Vorstellungkraft gleicht der von vor 40 000 Jahren, als der Mensch noch Bilder auf die Höhlenwände malte. Dass wir dumm sind, dafür können wir nichts, aber die Behinderung, die vielen Erkenntnisse nicht wahrzunehmen (oder nicht wahrnehmen zu können), die sollten wir bemerken. Für uns sind alle Erkenntnisse nur Äpfel, viele, viele Äpfel.
Realität, 1988
Im Prinzip ein ähnliches Problem. Wir leben in unserer Realität, nicht in der eigentlichen. Unsere Realität gleicht der von vor 40 000 Jahren. Wie die eigentliche, wirkliche Realität aussieht, werden wir wohl nie wissen, sagen uns doch die Teilchenphysiker, dass wir nur 5 Prozent dessen, was im Universum so herumgeistert, überhaupt wahrnehmen können. Schon diese 5 Prozent sind uns ziemlich unbegreiflich und kommen in unserer Vorstellung so nicht vor. Das Bild zeigt also nichts Abstraktes, sondern durchaus reale Dinge, die unser Steinzeithirn nicht erfassen kann und will. Wir leben in unserer Steinzeitrealität, angetrieben von der Evolution, im Begriff künstliche Intelligenz zu erfinden, ohne zu wissen, wohin das führen mag. Dass sowohl Mikrokosmos wie auch Makrokosmos eigene Realitäten haben, wissen wir zwar, ignorieren es aber. Es kommt in unserer Vorstellung einfach nicht vor.
Die Zauberlehrlinge, 1988 / ROT, 1989 / BLAU, 1989
Dies ist der zentrale Komplex meiner Allegorien, der Versuch, aufzuzeigen, weshalb der Mensch dumm und behindert ist.Es zeigt die Entwicklung des Wesens Mensch von der Mikrobe bis heute. ROT und BLAU stellen die Denkfähigkeit dar. ROT ist unser normales Steinzeitdenken, BLAU die wissenschaftliche Erkenntnisfähigkeit.
Die Farbe ROT ist das beherrschende Element, es erfüllt auch die Köpfe der Figuren im Vordergrund, selbst das Geld ist rot. ROT ist der Antrieb des Unternehmens. ROT ist der nicht hinterfragte Grund, weshalb der Mensch lebt. Die blauen Erkenntnisse werden nur zum Erreichen roter Ziele eingesetzt. Dies ist der Grund für die chaotische Entwicklung auf diesem Planeten. Die Erkenntnisse werden nicht sinnvoll genutzt, sondern nur zur Befriedigung des roten Antriebs „survival of the fittest“.
Das Aquarell ROT zeigt diesen Antrieb als Fratze, treibt er doch die Menschheit wieder und wieder ins Verderben. Im vergangenen Jahrhundert kostete es in 2 Weltkriegen Millionen Menschen das Leben. Selbst bei schlichter, einfacher Überlegung muss jedem klar sein, dass hier völlig sinnlos gestorben wurde. Das ist der rote Antrieb. Er ist es aber auch, der den Menschen leben lässt. Das ist das Dilemma.
Dies zeigt das Aquarell BLAU. Ohne ROT kommt der Tod. Ein Teil rot muss sein, da sonst kein Grund mehr besteht, überhaupt zu leben, es wird sinnlos. Nur mit einem Quantum ROT erscheint das Leben lebenswert, obgleich dies für sich auch keine Begründung ist. Hier tritt die Behinderung des Menschen klar zutage.In diesem Zusammenhang kommt häufig noch Religion sinnstiftend dazu, wobei sie dann keine Lösung bietet, sondern Teil des Problems wird.
42, 1992
Diese Allegorie hätte auch „Leben“ heißen können, denn sie stellt die wesentlichen Kriterien des Lebens dar – die DNS und die Evolution. Das weibliche/männliche Element, das aus der Box springt, als der Deckel geöffnet wird. Die Grundlage der evolutionären Weiterentwicklung unserer Spezies.
Die Peitsche symbolisiert die Evolution und somit die Kraft und der Antrieb. Sie hält alles am Laufen. Das „Warum“ können wir nicht erkennen, das ist unsere Behinderung. Auch ein Ziel ist nicht zu sehen. Wir werden nicht gefragt, ob wir leben wollen, aber, wenn geboren, wollen wir leben, um jeden Preis. Meist hinterfragen wir dies nicht einmal.
Melencolia, 2015 / Dimensionen, 2015
Dürers Kupferstich von 1514 lieferte den Anstoß, den Hinweis darauf, dass schon vor 500 Jahren Menschen der Sache auf die Spur kamen. Deshalb die nachdenkliche, grübelnde, ja verzweifelte Haltung des Engels (Dürers) angesichts der durch die Renaissance wiederbelebten Erkenntnisse über die Welt. Auch wenn damals noch nicht sehr viel über das Universum und die Erde als Planet bekannt war, das Wesentliche hatte Dürer damals wohl schon begriffen.Viel weiter sind wir heute auch nicht, trotz aller Erkenntnisse, die Apfelwüste lässt grüßen.
In den „Dimensionen“ der Versuch, zu verdeutlichen, dass außer lang, breit und hoch die drei Größen Zeit, Raum und Geschwindigkeit weitere Dimensionen darstellen, die ähnlich zusammenhängen. Wobei die Schwerkraft in diesem Zusammenhang auch noch eine Rolle zu spielen scheint.
Es ist schwer, den Erklärungen der Experten zu folgen, bedeutet es doch, dass Geschwindigkeit den Raum verändert, also eine Beziehung zwischen beiden besteht, was wiederum die Zeit beeinflusst. Wenn man dann noch das Verhalten der Quanten und der Schwerkraft, und, wenn sie wollen, der dunklen oder transparenten Materie mit einbezieht, bekommt man eine Vorstellung von der Problematik. Deshalb dieses etwas unverständliche Bild.
Ende des Weges, 2012
Ein Bild aus unserer Realität. Es vermittelt Ruhe, Weite, Schönheit. Eine Landschaft im Gleichgewicht. Es verführt zur Meditation über das Ende des Weges, des Lebens und über das persönliche Ende der Evolution. Befreiung aus dem Dasein als Marionette, der rote Antrieb hat ausgedient. Man kann sich treiben lassen, die Atome versammeln oder verteilen sich neu, irgendwohin, es geht nichts verloren, das Spiel geht irgendwie, irgendwo weiter. Ein Grund zum Feiern.
Realität II, 2018
Ein modernes Wimmelbild. Es stellt durchaus den realen Zustand der Welt dar, den man nicht sehen, hören oder fühlen kann, der aber trotzdem vorhanden ist. Die jeweiligen Details sind zwangsläufig reine Erfindung. Es stellt die unendlich vielen Radio- und TV-Programme dar, die überall auf dem Planeten durch geeignete Empfangsgeräte hör- und sehbar gemacht werden können, weil die entsprechenden Wellen um uns herumtoben. Welch eine Kakophonie. Dazu kommen Funksignale von Satelliten aus dem All und was sonst noch. All dies ist vorhanden, wird aber nicht bemerkt. Durchaus reale Dinge – nichts Abstraktes.
Nichts, 2016
Eine Darstellung über den Aufbau der Materie. Etwas, was wir für etwas Festes, Solides halten, was es jedoch nicht ist. Nur in unserer Realität verhält es sich so. In der eigentlichen Realität besteht Materie aus nichts Festem, sondern aus in Bewegung befindlicher Energie, der Bindungskräfte zwischen den Quarks und Quanten im Atomkern, also im eigentlichen Sinn aus nichts Greifbarem. Die Abstände der jeweiligen Partikel im leeren Raum sind riesig. Die auf dem Bild gezeigten Himmelskörper, Gebirge, Menschen etc. sind also eigentlich nichts, nur etwas Energie, die in Bewegung ist. Auch wir bestehen aus diesem merkwürdigen Stoff. Mikroteilchen fliegen unentwegt durch die leeren Räume, auch durch uns hindurch, ohne irgendetwas zu treffen. Der Gedanke ist schon seltsam. Wo hier die „dunkle“ Materie ins Spiel kommt, weiß man nicht. Dies ist nur der Versuch, unser Bild der Materie, aus der unsere Umwelt und wir selbst bestehen, zu vervollständigen oder besser, geradezurücken.
Zukunft, 2017
Ein Bild aus der gleichen Vorstellungswelt wie „Ende des Weges“. Ein schöner Sonnenuntergang auf diesem Planeten, in Ruhe zu genießen. Man bewundert die Schönheit der Natur und lässt die Gedanken wandern. Wenn sich nun die Gedanken den neuen Problemen der Klimaforscher zuwenden und man sich eine mögliche Zukunft auf diesem Planeten vorstellt, wird es nach und nach zu einem grausigen Bild dessen, was die Zukunft, die nähere Zukunft, auf diesem Planeten sein könnte. Grauenvolle Hitze, die Meere verdampft, ein See aus Schwefelsäure mit dem Rest aus irgendetwas im Vordergrund. Die Venus lässt grüßen.
Die Heuschrecke, 2016
Auch dieses Bild ist Dürers Kupferstich von 1514 nachempfunden und auf die heutige Zeit gemünzt. Deswegen ist das Reittier eine Heuschrecke. Der Ritter selbst ist das rote Programm in Person. Als Zugabe der Tod und der Teufel, wie bei Dürer. Auch das personifizierte rote Programm führt sich auf, als sei es unsterblich. Streng genommen stimmt das sogar, nur die jeweiligen Vertreter des Programms sind sterblich, das Programm selbst nicht. Die jeweiligen Vertreter scheinen nicht zu merken, dass sie immer wieder ausgetauscht werden, auch heute nicht, wie zu Dürers Zeiten. Obgleich Tod und Teufel darauf hinweisen! Das ist die Stärke und Unüberwindbarkeit des Programms. Auch wir heutigen Menschen führen uns auf, als würden wir ewig leben, dabei sind wir ebenso sterblich wie die Menschen früher, auch wenn wir statistisch etwas länger leben. Der Antrieb, die Evolution, die Peitsche aus „42“ treibt die Menschen in ihrer Gier an. Sie sehen das sinnlose ihres Tuns nicht, sie können es wohl nicht sehen.
Die Scheibe, 2012
Eine einfache Darstellung, zur Illustration unseres Denkens.
Wir leben auf einem Planeten, der um die Sonne kreist und sich um sich selbst dreht. Die Sonne rotiert um das Zentrum der Milchstraße, die im Rahmen der Expansion des Universums in Richtung X unterwegs ist. Das alles ist bekannt, kommt in unserem Denken und, vor allem, in unserer Vorstellung, nicht vor. Wir bemerken von diesen ganzen Bewegungen nichts. Wir stehen auf dieser Erde, oben ist der Himmel und die Sonne geht auf und unter. Obgleich wir wissen, dass das mit den Planetenbewegungen schon stimmt, kommt dies in unserer Vorstellung nicht vor. Es ist wie vor 40 000 Jahren. Gleichzeitig wissen wir, dass Australien auf der anderen Seite des Planeten liegt, für die Australier aber auch der Himmel oben ist. Für uns ist die Erde eine Scheibe und wir wohnen in unserem kleinen Dorf, nicht auf der Kugel.
Pellworm Anleger, 2012
Überschwemmung Nidder, 2011/2012
Der gleiche Sachverhalt gilt für beide Bilder. Wenn der gewohnte Himmel am Tage so wäre, wie der Nachthimmel, der Mensch also den freien Blick ins All hätte, wäre das Empfinden für das Leben auf diesem Planeten ein völlig anderes. Der blaue Himmel über uns verdeckt den wahren Sachverhalt.Hallo Dürer, 1989
Diese Bild spricht für sich selbst. Das große Rasenstück unserer Zeit.
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