Überwiegend habe ich Bilder aus unserer Realität gemalt. Angetrieben von etwas Geheimnisvollem, dem Wunsch Bilder zu malen, ohne dass dies einem erkennbaren Zweck dient. Es ist schlicht der Wunsch die Dinge darzustellen, die uns umgeben und irgendwie bewegen. Vermutlich haben auch die Höhlenmenschen diesem Wunsch nachgegeben. Vielleicht hatten sie damals noch den Wunsch nach Jagdbeute oder religiöse Absichten im Kopf, wie beispielsweise Botschaften an irgendwelche Götter oder ähnliches.
Der Wunsch Bilder zu machen entsteht aus dem Nichts, auch Kinder malen Bilder ohne erkennbaren Sinn – eben nur so.
Das ist das eine. Das andere sind die Allegorien. Dazu benutze ich Dinge aus der realen, unserer Welt, um etwas darzustellen, das es so nicht gibt. Etwas, das mehr ist als die Summe der Teile, die dargestellt werden. Bei den „Lemmingen“ bedeutet das, etwas über das Leben der Menschen auszusagen, über ihr Denken und Fühlen, ihre Eigenschaften, wie Gier, Habsucht, Sinnlosigkeit, Selbstbetrug, Liebe, und was der Dinge mehr sein mögen.
Auch die schönen Bilder aus der realen Welt beinhalten für mich das, was die Allegorien ausmacht. Sowohl den Mehrwert, den sie enthalten, also auch die zusätzlichen Informationen, die der Betrachter selbst zu leisten hat. Die Verbindungen werden in manchen Bildern sichtbar, etwa bei den zwei Doppelbildern „Überschwemmung Nidda“ und „Anleger Pellworm“, jeweils mit und ohne Deckel. Weiter auch bei den Bildern „Ende des Weges“ und „Zukunft“, die zwei Welten darstellen. Nicht nur unsere Sicht der Welt, sondern auch eine zusätzliche Bedeutung, die bereits im Titel angedeutet wird. Aufgezeigt wird die Vergänglichkeit und gleichzeitig die Erhaltung all dessen, was uns die Welt bedeutet.
Das Werk „Zukunft” mag auf den ersten Blick ein schönes Abendbild sein. Gleichzeitig wäre aber auch eine schaurige Zukunftsperspektive mit einem See aus Schwefelsäure und 500 Grad Temperatur denkbar.
Natürlich sind solche Bedeutungen nur für die Betrachter zu fassen, die sich mit meinen Bildern auseinandersetzen.
Ich habe mich immer darum bemüht den Motiven, häufig aus der Natur, einen tieferen Sinn abzugewinnen. Eine Seerose bedeutet für mich Schönheit schlechthin (was immer das sein mag), in einer unbegreiflichen Welt. Wenn es denn einen Sinn gibt im Leben, dann ist es diese Empfindung. Das unbegreifliche Schöne in dieser unbegreiflichen Welt – so unwahrscheinlich, dass man es eigentlich nicht glauben kann. Aber es ist da!
Die Kehrseite, auch der Seerose, ist unter anderem in den „Lemmingen” und den „Zauberlehrlingen“ zu finden. Diese gnadenlose Evolution, die die Dinge ohne Sinn und Ziel immer weiter treibt. So scheint es uns zumindest. Uns, mit unserem Zwergenverstand und Hochmut.
In diesem Konglomerat finden sich die schönen Bilder und die Allegorien zusammen. Vor vielen Jahren fragte mich eine Dame anlässlich einer Ausstellung im französischen Anould zu den Bildern „Tümpel” und „Lemminge”, wieso ich ein so schönes Bild und ein so zutiefst deprimierendes malen würde. Auf meine Antwort: „Aber, das ist doch dasselbe“, schüttelte sie nur dem Kopf und ging weiter. Ich fürchte, das ist fast immer so.
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