Sie baten um konstruktive Kommentare hinsichtlich Bewältigung der Klimaentwicklung durch menschliches Tun. Nach der Teilnahme an diversen Demos ist mein Eindruck, dass eine zunehmende Anzahl von Bürgern an diesem Thema nicht nur interessiert ist, sondern auch an einer Verbesserung der Lage teilnehmen möchte. Mir fiel dabei auf, dass sehr viele Leute von der Brisanz und Gefährlichkeit der Entwicklung keine Ahnung haben. Unsere Regierung hat an dieser Situation sehr viel Anteil, man muss sich nur die, über die Jahre immer gleichen Beruhigungsfloskeln anhören, mit denen die Bürger eingeschläfert werden. Es ist alles nicht so schlimm, wir machen das schon. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich die Lösungen anschaut, die das Klimakabinett anbietet. Dass das nicht reichen wird, daran lassen die Experten keinen Zweifel.
Hier nun meine Vorschläge. Sie werden ihnen als undurchführbar erscheinen, sind aber alternativlos, wenn wir wirklich etwas erreichen wollen. Sie sind auch längst nicht vollständig, es muss vor allem EU-weit noch enorm viel passieren, etwa mit den östlichen Nachbarn, allen voran Polen, die es ohne massive Hilfe nicht schaffen können.
Die Regierung muss den Bürgern endlich klar machen, wie katastrophal die Lage schon ist.
Die Folgen weiterer CO2 Emissionen führen zu:
- Überhitzung, vor allem in den Städten, in einem schönen Sommer werden 45 Grad die Regel sein.
- Dürre, Brände und Unwetter im ganzen Land, die Ernten sind gefährdet
- Zusammenbruch der Wasserversorgung durch Dürre und falsche Landwirtschaft. Schon in wenigen Jahren wird es zu katastrophalen Zuständen wie Waldsterben und Brände kommen.
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Die Politik der Beruhigung und das Kleinreden der Probleme muss aufhören. Es muss den Bürgern unmissverständlich klar gemacht werden, dass die gegenwärtige Politik nicht annähernd ausreicht, um den Kampf gegen die Natur auch nur unentschieden zu gestalten. Denn selbst wenn wir jetzt alles richtig machen, wird die Erwärmung weiter gehen, wenn auch nicht mehr so schnell.
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Die Regierung muss ein Ministerium für Klima und Umwelt unter Führung der Kanzlerschaft einrichten, mit Vetorecht gegenüber allen anderen Ministerien. Das Primat Klima und Umwelt muss als unverhandelbar durchgesetzt werden.
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Zur Finanzierung der Maßnahmen muss die „schwarze Null“ weg. Eine „Kriegskasse“ zur Finanzierung der Projekte muss her, denn es wird teuer. Die aufgelaufenen Kosten der vergangenen 30 Jahre sind aufzufangen.
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Die E-Mobilität muss komplett aus erneuerbarer Energie betrieben werden, also Solar und Windkraft sowie Wasserstofftechnik als Speichermedium. Gegenwärtig kosten Stromautos doppelt, in der Herstellung und im Betrieb (Kohlestrom).
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Es muss besser heute als morgen aus der Kohleverstromung ausgestiegen werden. Ein Weitermachen bis 2038 geht gar nicht.
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Der Verkehrsbereich ist so zu strukturieren, dass er emissionsfrei ist. Wo dies nicht möglich ist (Fliegen), müssen die vollen Kosten zur Anwendung kommen. Die Pendlerpauschale darf nur bis zum nächsten Bahnhof gelten. Der ÖPNV muss kostenfrei werden.
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In der Landwirtschaft muss Ökologie das Ziel sein. Ein Weiterführen der Glyphosatwirtschaft muss sofort aufhören, um die Böden zu erhalten sowie Trinkwasser- und Artenschutz zu gewährleisten.
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Eine vernünftige Regierung hätte diese Punkte in den vergangenen 30 Jahren vielleicht geschafft, jetzt muss es in wenigen Jahren umgesetzt werden, denn die Zeit ist davongelaufen. Das Ganze wird sehr schwer und teuer, aber es muss geschehen, denn wenn nicht, werden uns die Konsequenzen schon in den nächsten 20 Jahren zum Umsteuern zwingen, Natur und Evolution folgen ihren eigenen Gesetzen, und die sind unverhandelbar.
Die Vorschläge beinhalten nur einen Teil dessen, was gemacht werden muss, ob es überhaupt machbar ist, wird sich zeigen. Der Gegner sind wir selbst, es hätte nie so weit kommen dürfen.
Redaktion meint
Ausgabe Frankfurter Rundschau 21./22. September 2019 zum Thema #MeinKlimastreik
Leserbrief vom 21. September 2019