Endlich einmal ein Bericht, der die Dinge realistisch beschreibt und nicht schönredet. Die Erwärmung ist schon deutlich weiter, als allgemein berichtet wird. Die Annahme, 1,5 bis 2 Grad Erwärmung bis Ende des Jahrhunderts erreichen zu können, ist reines Wunschdenken. In den letzten 15 Jahren war jedes Jahr wärmer als das vorhergehende. In der Arktis spricht man von einer Erwärmung von 5 Grad zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit entsprechenden Folgen.
Man muss sich fragen, wieso der Mensch, trotz aller Erkenntnisse auf wissenschaftlichem Gebiet, es so weit hat kommen lassen. Warnende hat es genug gegeben. Mir scheint, die Wurzel des Ganzen ist in der Millionen Jahre dauernden Entwicklung, der Evolution des Menschen, zu suchen. Es geht immer um das Mehr, Besser, Größer, Reicher, welches die Entwicklung dieses Denkens zwingend macht. Es fehlt allgemein die Ansicht, dass dieser Denkprozess den Untergang des Lebens, wie wir es kennen, quasi zwangsläufig erscheinen lässt. Diese Schizophrenie, anders kann man es kaum nennen, führt dazu, dass wir auf der Erde als Scheibe leben, obwohl wir wissen, dass der Planet eine Kugel ist, die durch das Universum rast. Dieses Wissen wird konsequent ausgeblendet, die Sonne geht auf und unter, nicht die Erde dreht sich. Auf der gleichen Schiene läuft die Einsicht, dass es schon 5 Minuten nach Zwölf ist, denn ob die Menschheit in der Lage ist, die gegenwärtige Entwicklung zu stoppen, selbst bei Aufbietung aller Kräfte, darf bezweifelt werden. Die Erkenntnis, dass SOFORT vieles geschehen müsste, ist einfach nicht Mehrheitsfähig. Dazu ist das „Scheibendenken“ zu gut verankert. An das globale Überleben zu denken und alles andere hintan zu stellen, dazu ist der Mensch nicht fähig. Allein „aktiv“ zu denken ist ein anstrengendes Geschäft, zerren doch Millionen Jahre Evolution an jedem Menschen, und die gilt es bei aktivem Denken auszuschalten. Es ist das so genannte Hier und Heute, das den Tag ausfüllt, so bleibt der Planet außen vor, das hat die Evolution nicht vorgesehen, dazu gibt es keine Wurzeln, dazu braucht es eigenes, aktives Denken. Das Hier und Heute aber wird bestimmt vom evolutionären „es denkt“, welches eben weitgehend unser Tun bestimmt.
Wir sollten es mit dem aktiven Denken wenigstens versuchen, eine zweite Chance werden wir wohl nicht bekommen.
Stefanie Horn meint
Artikel Pfingsten 2017 „Wir müssen lernen zu teilen“ (FR)
Leserbrief vom 04.06.2018
Veröffentlicht am 23.06.2017