Auch ich finde es schlimm, was in den Mittelmeerländern mit den Vögeln passiert. Jedoch halte ich es für falschen, einen solchen einseitigen Artikel zu bringen. Hier gehört dazu, dass wir in Deutschland auf vielfache Weise vermutlich viel mehr Vögel umbringen. Beispielsweise mit Pestiziden aller Art, die schon die Insekten töten, mit Katzen, die unbedingt frei herumlaufen müssen und letztendlich mit einer Landwirtschaft, die die Umwelt nicht nur von Vögeln sondern von allem Leben befreit, außer dem bisschen Agrarprodukt, was da wachsen soll. Der Bericht über den Vogelfang soll doch nur wieder erklären, wieso die Vogelwelt hier rapide abnimmt. Dieser Bericht geht aber am Thema vorbei. Die letzte Vogelzählung war im Winter und brachte katastrophale Ergebnisse (wenn ich mich richtig erinnere ein Minus von einem Drittel). Das hat also mit Zugvögeln nichts zu tun. Da schleicht sich doch der Gedanke ein, dass ein solcher Bericht die Erklärung dafür liefern soll, weshalb das Vogelvorkommen so zurückgeht. Nun haben diese Vogelfänger schon seit vielen Jahren während der Zugzeit Vögel gefangen, zu anderen Zeiten gibt es dort schon seit Jahren keine mehr. Auch hierzulande wurden früher Vögel gefangen, mit Leimruten und Netzen. Für den Bestand hatte das wohl keine so große Bedeutung, gab es damals doch viel mehr Kleinvögel als heute.
Jeder Gartenbesitzer, der mit Chemie die Blattläuse, den Giersch oder das Unkraut im Rasen bekämpft, ist doch genauso schlimm, wie der Vogelfänger im Mittelmeerraum. Es steht uns nicht zu, darüber zu richten. Erst sollten wir mit gutem Beispiel voran gehen. Anfangen die Chemie aus dem Garten zu verbannen, um den Vögeln eine Nahrungsbasis zu schaffen, die Katzen einsperren, Vogelnester beschützen und auf die Landwirtschaft einwirken, um ökologisches Verhalten zu erreichen. Erst wenn das geschafft ist, können sie einen solchen Artikel schreiben. Also eigentlich nie. Es ist die Sache mit dem Balken im eigenen Auge.
Redaktion meint
Artikel vom 27.04.2017 „Qualvoller Tod in illegalen Netzen“ – Alexia Angelopoulou (dpa) (FR)
Leserbrief vom 27.04.2017