Klar und deutlich beschreibt Stephan Börnecke mit dem Schreddern von Hähnchen einen Teilaspekt unserer Agrarindustrie. Er erwähnt auch, in einem kleinen Absatz, das Wesentliche, den Kern des Problems, unsere Agrarindustrie, mit ihren vielen hässlichen Gesichtern. Raubbau an der Natur, Vergiftung von Fauna und Flora, Vernichtung unserer Lebensgrundlagen. Die ethische Frage, ob man Tiere schreddern darf, wenn sie nicht gebraucht werden, ist das eine. Eine andere Frage ist, ob es für die Tiere, die gebraucht werden, ein besseres Leben ist, nach spätesten 40 Tagen getötet zu werden. Diese 40 Tage sind auch keine reine Freude, es ist eine 40 Tage Hölle. Da kann gleich geschreddert zu werden durchaus die bessere Lösung sein. In diesem Zusammenhang an Ethik zu denken, fällt mir schwer, denn das Lebensalter eines Huhns dürfte mindestens 3 Jahre oder länger dauern. Mit Auslauf, Scharren, Herumpicken, Staubbädern usw. Ein Hühnerleben eben. Ich kann mich noch daran erinnern, da liefen die Hühner in den Dörfern auf den Höfen frei herum. Früher war alles besser, zumindest für Hühner.
Ein wesentlicher Punkt jedoch, und das geht in dieser Diskussion völlig unter, ist die breitflächige Vergiftung der offenen Landschaft mit dem Ergebnis der Vernichtung unserer Lebensgrundlagen. Artensterben bei Pflanze und Tier. Der Bürger scheint es nicht wahrzunehmen. Die Obrigkeit auch nicht. Hier in Hessen haben wir das sonderbare Konstrukt Umwelt und Landwirtschaft in einem Ressort zu haben. Bedeutet es doch, Feuer und Wasser unter einen Hut zu bringen. Auf eine Protest E-mail an Frau Hinz (Grüne), die für dieses Ressort zuständig ist, schrieb sie mir eine lange Liste von für sich jeweils sehr lobenswerter Einzelmaßnahmen. Sie ließ jedoch die eigentliche Misere, das breitflächige Vergiften der Umwelt, unkommentiert. Nun gab es vor etwa 6 Wochen einen Bericht des IPBES (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services), deren Präsident, Herr Watson, zusammenfasste, dass die Auswirkungen des Artensterbens, der Klimaerwärmung vergleichbar, den Untergang der Menschheit bedeuten könnte, wenn nicht ganz schnell Besserung eintritt. Der Bericht wurde von hunderten Wissenschaftlern (Profis) in 3-jähriger Kleinarbeit aus tausenden einzelnen Studien zusammengestellt.
Das Wirken unserer Agrarindustrie ist zu einem wesentlichen Teil an dieser Situation schuldig. Es ist eigentlich simpel, dass das systematische Vergiften von Umwelt zum Artenaussterben führt, ist ja wohl nicht so schwer zu begreifen. Machen Sie einen Spaziergang durch Wiesen und Felder, lauschen sie dem Gesang der Lerchen, bewundern sie die Blütenpracht der blühenden Wiesen….
Redaktion meint
Artikel vom 14.06.2019 „Der Verbraucher hat es in der Hand, dem Irrwitz der Tierzucht ein Ende zu bereiten“ – Stephan Börnecke (FR)
Leserbrief vom 15.06.2019