Ein großes Thema, das Salman Rushdie da anschneidet. Wahrheit – nach Karl Popper können wir sie nicht erkennen, wenn wir sie vor uns haben. Er sagt aber auch, dass wir die Dinge für wahr halten sollten, solange der Gegenbeweis nicht angetreten wurde. Ergo: 2 plus 2 ergibt 4, bis jemand nachweist, dass das nicht stimmt. Diese Denke halte ich für wahr.
Was in der heutigen Politik oder auf religiösem Gebiet als wahr gehandelt wird, spottet jedoch jeder Beschreibung. Mit Aufklärung oder Wahrheit hat das nichts zu tun. Es ist die Lüge, die das Tagesgeschäft beherrscht. Wir brauchen da nicht einmal Herrn Trump zu bemühen, unsere eigene Regierung reicht völlig aus. Das Problem heute ist doch, dass die Dinge auf vielen Gebieten soweit aus dem Ruder gelaufen sind, dass Wahrheit einfach nicht zu vermitteln ist. Der Mensch lehnt Wahrheit ab. Die Probleme sind derart kompliziert und unüberschaubar, eigentlich unlösbar geworden, dass Wahrheit einfach nicht geht. Es ist das tägliche Leben, welches das „Sein” bestimmt. Gedanken, die darüber hinaus gehen, werden in die hinterste Ecke verdrängt. Soll man das Dummheit nennen? Ode ist es einfach Existenzangst? Mir scheint es eher die Grenze menschlichen Vermögens zu sein.
Fakt ist jedenfalls, dass auf allen Gebieten Probleme ausgeklammert, geschönt und ignoriert werden. Unsere eigene Regierung geht der Wahrheit, und sei es noch so hanebüchen, aus dem Wege und lügt. Damit ist sie aber nicht allein, denn die Menschen im Lande machen alle mit. Niemand scheint den gegenwärtigen Problemen gewachsen und denen von morgen schon gar nicht. Lieber tut man so, als wäre nichts.
Stefanie Horn meint
Artikel vom 05.06.2018 Feuilleton „Für eine neue Trümmerliteratur“ (FR)
Leserbrief vom 06.06.2018